Gerste gehört zur Familie der Süssgräser. Sie ist seit Jahrtausenden als wertvolles Nahrungsmittel bekannt und wird von Menschen schon seit Urzeiten angebaut. Die ältesten Nachweise von Gerstenutzung werden auf 15’000 v. Chr. geschätzt. Damit wäre Gerste das am längsten von Menschen genutzte Getreide. In bestimmten Regionen ist Gerste auch heute noch ein bedeutendes Nahrungsmittel: z.B. in Nordafrika, in Zentralasien, am Horn von Afrika, im Nahen Osten, in den Anden sowie im Baltikum.
Dank ihrer kurzen Vegetationszeit und der Anspruchslosigkeit gedeiht die Gerste auch in kargen Gegenden und hohen Lagen (z.B. Wallis oder Tibet). Somit ist sie auch die Getreideart, die in nördlichen Gebieten angebaut werden kann.
Gerste wird oft mit Bier assoziiert. Sie liefert die Basis für das Gerstenmalz, welches für die Bierbrauerei notwendig ist. Ebenso dient Gerste für die Herstellung von Whiskey.
Tatsächlich ist die Gerste durch ihre eher schlechteren Backeigenschaften schon lange vom Weizen als Brotgetreide verdrängt worden. Trotzdem ist sie zu weitaus mehr nutze, als für die Produktion alkoholischer Getränke.
In den letzten Jahren nahm das Interesse an Gerste als Nahrungsmittel weltweit und auch hierzulande stark zu. Hauptgrund dafür sind die vielen gesundheitsfördernden Eigenschaften von Gerste im Hinblick auf Cholesterinsenkung und Glukosetoleranz, die wissenschaftlich inzwischen erwiesen und anerkannt sind.
Aus gesundheitlicher Sicht ist Gerste vor allem aufgrund ihres hohen Gehaltes an Beta-Glucan von Interesse, einer speziellen Gruppe von löslichen Nahrungsfasern. Die cholesterinsenkende Wirkung von Beta-Glucan ist heute wissenschaftlich erwiesen und wurde im Jahr 2011 auch von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA anerkannt. Die positive Wirkung auf den Cholesterinspiegel stellt sich beim täglichen Verzehr von 3 g Beta-Glucan aus Gerste ein. Diese Menge kann bereits mit 5-6 Esslöffeln BetaGerstenflocken aufgenommen werden.
In der heimischen Küche ist Gerste hauptsächlich in Form von Rollgerste (Graupen) bekannt. Die geschälten, geschliffenen und polierten Körner der Gerste sind besonders leicht bekömmlich und bspw. als Gestensuppe ein traditioneller Genuss.
Aus dem Altertum ist das sog. Gerstenwasser, ein Gerstenabsud, bekannt, der in England noch oft zubereitet wird (Barley Water). Die Gerste wird aufgekocht und abgesiebt. Dieses Gerstenwasser wird mit Honig oder Zitronensaft abgeschmeckt und für Rekonvaleszente verwendet, da es vielfach gegen Fieber eingesetzt wird.